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„Bäume müssen wesentlicher Bestandteil städtischer Infrastruktur werden“

„Bäume müssen wesentlicher Bestandteil städtischer Infrastruktur werden“

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Der Schnurbaum (Sopjora japonica) ist ein Zukunftsbaum aus der gemeinsamen Liste von GALK und dem Bund deutscher Baumschulen, Fotocredit: © GALK/Jens Dietrich
11.10.2022

„Neue Bäume braucht das Land“ – unter dieser Devise stand die Keynote, die Rüdiger Dittmar beim Kongress zum Thema „Stadt.Klima.Baum“ im Rahmen des vom Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. umgesetzten EU-Projektes „Mehr grüne Städte für Europa“ in Berlin hielt. Dittmar ist seit Mai 2022 Präsident der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) und leitet seit 2015 das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig.

Die Zukunft unserer Städte ist grün

In seinem Vortrag bezog Dittmar sich auf die Forderung „Die Zukunft unserer Städte ist grün“, welche von Europas Stadtentwicklungspolitiker:innen in der ‚Neue Leipzig Charta‘ von 2020 festgehalten wurde. Diese müsse nun auch in der Praxis umgesetzt werden, so Rüdiger Dittmar. Dabei gehe es vor allem um Zukunftsbäume, die dem Klimawandel gut trotzen könnten. Zwar müssten auch weiterhin Linden, Eichen und Buchen gepflanzt werden, „damit können wir nicht aufhören“, aber gleichzeitig sei es notwendig, eine möglichst breite Vielfalt an Baumarten in die Städte zu bringen. „Wichtig ist genetische Vielfalt, wir brauchen das gesamte Sortiment, um unsere Städte klimarobust zu gestalten“. Diese Vielfalt habe man mit jenen Zukunftsbäumen, die von der GALK gemeinsam mit dem BdB in einer empfehlenden Liste als Broschüre zusammengestellt wurden. „Darin sind 65 verschiedene Bäume erfasst, vom Schnurbaum (Sophora japonica) über die Blasenesche (Kolreutheria) bis zur Purpur-Erle (Alnus X Spaethii) – damit sind wir gut aufgestellt“.

Wir müssen pflanzen, pflanzen, pflanzen

Aber neben der Qualität gehe es auch um Quantität: „Es müssen noch viel mehr Bäume in unsere Städte gebracht werden. Unsere Straßen müssen viel grüner, müssen von Bäumen geprägt werden, wir müssen pflanzen, pflanzen, pflanzen!“ so sein eindringlicher Appell.

Dafür brauche man mehr und bessere Standorte in der Stadt, damit die neuen Bäume sich unter optimalen Bedingungen den zahlreichen Stress-Faktoren anpassen könnten. Hier sei noch etliches verbesserungsfähig: „Keine Straße wird ohne eine DIN-Norm gebaut, aber wenn man Bäume pflanzt, dann müssen oft noch zu viele Zugeständnisse zu Lasten des Baumes gemacht werden“. Wenn Bäume essentieller Teil grüner Infrastruktur sein sollten, müsse man ihnen auch den entsprechenden Platz einräumen. „Nur dann können Bäume ihre notwendige und gewünschte Wohlfahrts-Wirkung – Schatten spenden, die Luft kühlen und vergessen Sie nicht die erwiesene wohltuende psychologische Wirkung, die Grün auf Menschen hat – auch entfalten“.

Stadtgrün muss Vorfahrt haben

Die Forderung nach mehr und neuen Bäumen dürfe dabei nicht nur auf kommunaler Ebene gestellt werden, auch die Bundespolitik sei gefragt, um die Kommunen und Städte bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Generell brauche die massive Begrünung unserer Städte eine breite gesellschaftliche Basis: „Wir müssen es auch als Gesellschaft wollen!“ Als Beispiel bezog sich Rüdiger Dittmar auf Leipzig, wo der Stadtrat beschlossen hat, zusätzlich zu den vorhandenen 57.000 Straßenbäumen jedes Jahr 1.000 neue Bäume zu pflanzen. „Das Konzept wurde mit den Bürger:innen gemeinsam erarbeitet, die müssen und sollen mit einbezogen werden“. Allein die Anpflanzung dieser 1.000 Bäume sei eine Herkules-Aufgabe: „Sie brauchen Ressourcen, mehr Geld, mehr Personal und einen Planungsvorlauf“.

Ein wichtiger Aspekt für die Pflanzung von viel mehr Bäumen in unseren verdichteten Innenstädten sei obendrein eine Änderung in den Baugesetzen. „Wir brauchen verbesserte Rahmenbedingungen, um diese vielfältigen rechtlichen Abstimmungsprozesse zu organisieren“. Das Konstrukt Stadt sei kompliziert. Als Beispiel nannte Dittmar die Konflikte, die eine Baumpflanzung allein in der Koordination mit Rettungswegen erzeuge: „Da trifft der Baum auf die Feuerwehr und schon haben wir ein Problem“. Doch es gebe keine Alternative: „Stadtgrün muss Vorfahrt haben, auf allen Ebenen!“ Das habe auch grundlegende Konsequenzen: „In zehn Jahren werden die Straßen in unseren Städten nicht mehr so aussehen wie heute, sie werden mehr Bäume haben und dafür vermutlich weniger Parkplätze, schmalere oder weniger Fahrspuren, viel mehr Entsiegelung“, so seine optimistische Prognose. Denn die ebenso notwendige Mobilitätswende und erheblich mehr Stadtgrün – das seien zwei Seiten einer Medaille.

Mehr Informationen

Einen Rückblick auf den Kongress „Stadt.Klima.Baum“ und die Folien zur Keynote von Rüdiger Dittmar finden Sie unter dem Link:
https://www.gruen-ist-leben.de/stadtklimabaum/

Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ finden Sie unter folgendem Link: https://www.gruen-ist-leben.de/themen-produkte/oeffentliches-gruen/zukunftsbaeume/

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